Airport CDM
Seit 2014 befindet sich auf dem Flughafen Wien Airport-CDM im Status „Locally Implemented“. Es handelt sich dabei um einen erweiterten Testbetrieb, in dem die Verfahren und Abläufe der beteiligten Partner laufend überprüft und optimiert werden. Dies ist die notwendige Vorstufe des Status „Fully Implemented“, des ab Dezember 2020 geplanten Vollbetriebs von Airport-CDM, ab dem ein automatisierter Datenaustausch mit dem NMOC (Network Manager Operations Center) in Brüssel erfolgt.
CDM steht für „Collaborative Decision Making“. Dabei fließen sämtliche relevanten Daten der am Turn-Around-Prozess beteiligten Partner (Flughafen Wien AG, Austro Control, Hub Carrier, Handling, GAC, etc.) in eine gemeinsame Datenplattform namens ISP (Information Sharing Platform). Dieser Datenpool dient als Grundlage für optimierte Abläufe bei Abflügen, über die Verknüpfung mit dem zugehörigen Incoming Flight, wobei alle am Turn-Around beteiligten Partner jederzeit einen Überblick über den Status eines Fluges und seine aktuell geplante Abflugzeit haben.

Über die Verbesserung der lokalen Abläufe hinaus ist ein wesentliches Ziel von Airport-CDM auch, dem NMOC eine präzise Prognose über geplante Abflugzeiten, und damit eine verbesserte Grundlage für die Verkehrsplanung in den überlasteten Lufträumen Europas zu bieten. Bisher hatte sich für das NMOC aufgrund der auf die EOBT aufgeschlagenen Abflugtoleranz ein relativ großes Zeitfenster ergeben, in dem der Abflug von Flugzeugen auf Verkehrsflughäfen erwartet werden konnte, und damit eine ziemliche Unschärfe für Kapazitätsplanungen.

Allen, im Rahmen eines Turn-Arounds, relevanten betrieblichen Ereignissen sind im CDM eindeutige, mit Abkürzungen versehene, Zeitstempel zugeordnet. Der für Flugzeugbetreiber relevanteste davon ist die Target Off-Block Time (TOBT). Darunter versteht man jenen Zeitpunkt, für den der Luftfahrzeughalter oder der Handling-Agent voraussieht, dass das Luftfahrzeug bereit für das Anlassen der Triebwerke bzw. Push-Back (alle Türen geschlossen, ggf. Fluggastbrücke abgedockt, Schleppfahrzeug verfügbar) sein wird. Die erste TOBT muss im Zeitraum von EOBT-2 Stunden bis EOBT-30 Minuten eingegeben werden. Alternativ kann dies über eine TOBT auto-confirmation der ISP durchgeführt werden. 

Die TOBT ist wichtige Grundlage der Kapazitätsplanung am Flughafen und auch in den durch die NMOC geregelten Flugsektoren. Daher muss sie laufend angepasst werden (zumindest bei Kenntnis einer Veränderung von mehr als 5 Minuten). Sowohl zu häufige, als auch notwendige, aber fehlende Updates schaden der Qualität der Kapazitätsberechnung.
Auf Grundlage der TOBT wird von der Flugsicherung (ATC) im „Start-up Sequencer“ unter Berücksichtigung von ATFM-Restriktionen (CTOT) und der verfügbaren Abflugkapazität am Flughafen die Target Start-up Time (TSAT) berechnet. Sie bezeichnet den Zeitpunkt, zu dem ein Luftfahrzeug das Anlassen der Triebwerke erwarten kann. Sie wird 30 Minuten vor der bestätigten TOBT über die Publikationskanäle der ISP an den Flugzeugbetreiber übermittelt.

Genau genommen errechnet der Start-up Sequencer aufbauend auf die TOBT unter Heranziehung der Variable Taxi Time (hinterlegte Rollzeit von der Abstellposition zum Rollhalt der zugewiesenen Abflugpiste) eine frühestmögliche Abflugzeit.  Unter Berücksichtigung der für die Abflugpiste hinterlegten Kapazität ergibt sich gegebenenfalls eine Anlassverzögerung, die sich in der TSAT wiederspiegelt. Denn ein weiteres Ziel von CDM ist die Verringerung der Rollzeit über die Verkürzung der Wartezeit an der Piste, und damit auch des Treibstoffverbrauchs und CO2-Ausstoßes. Die Variable Taxi Time beinhaltet bei Flügen, bei denen eine Luftfahrzeugenteisung erforderlich ist, die Rollzeit zur DeIcing Area, das Enteisen und anschließend das Rollen zur Piste.
Ab dem Status „Fully Implemented“ wird Flügen, die einer ATFM-Restriction unterliegen, vom NMOC eine ihrer TTOT entsprechende optimale CTOT (Calculated Take-off Time) zugewiesen.

Gemäß ATC CDM-Verfahren müssen sich alle Flüge zum Zeitpunkt ihrer TOBT +/- 5 Minuten bei Delivery Ready melden. Anschließend werden sie gemäß ihrer TSAT auf die Ground-Frequenz transferiert, wo sie entsprechend der Verkehrslage weitgehend verzögerungsfrei die Freigabe zum Anlassen der Triebwerke erhalten.

Weiterführende Informationen über Airport CDM finden sich unter
https://www.eurocontrol.int/concept/airport-collaborative-decision-making
https://www.viennaairport.com/cdm
AIP Austria Kapitel LOWW AD.2.20.10

 
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